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Ein Klick kann viel verändern

Trifft eine Idee auf Menschen, die sie mit Enthusiasmus vorantreiben, kann sie viel verändern. „Threespine“ ist eine solche Idee. Und ihre Protagonisten kommen von VÄLINGE und HOMAG, aber auch TNC. Was Menschen an Fußböden schon lange schätzen, soll nun auch den heimischen Möbelsektor wandeln: das Klick-System.

  • Sideboard mit Klick-System von VÄLINGE und HOMAG
  • Regal mit Klick-System von VÄLINGE und HOMAG
  • Schrank mit Klick-System von VÄLINGE und HOMAG
  • Cubes mit Klick-System von VÄLINGE und HOMAG
  • Doppelendprofiler TENONTEQ D-500 von HOMAG

Allein in Deutschland übertraf der Möbelmarkt in den vergangenen vier Jahren ein Marktvolumen von über 40 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2023 wird der Umsatz mit Wohnmöbeln rund die Hälfte des Volumens ausmachen. Ein großer Teil der Möbel wird als Flat Packs ausgeliefert und vom Endnutzer selbst oder professionellen Monteuren aufgebaut. Traditionell finden hierbei Exzenter, Topfbänder und Dübel Anwendung. Warum aber nicht auf diese Beschläge verzichten und auch noch schneller und einfacher aufbauen? Das Klick-System bietet diese Möglichkeit. Die Erfolgsgeschichte Fußböden belegt dies eindrucksvoll. Bei Möbeln freilich hat der ein oder andere noch Fragen zu dem Montageprinzip: zu Gebrauchseigenschaften wie der Stabilität etwa. Zur Qualität und Nachhaltigkeit. Oder zur Produktion und den zugehörigen Maschinen. Die Fragen reichen bis zum Vertrieb und den Märkten. Wie sind die Antworten?

Die Idee aus dem Norden …

Entwickelt wurde die Möbel-Klick-Technologie Threespine von der schwedischen Firma VÄLINGE, die langjährige Erfahrung mit mechanischen Verbindungssystemen und -technologien für Fußböden hat. „Dieses Know-how übertragen wir inzwischen auf weitere Anwendungsbereiche, konzentrieren uns aber vor allem auf Möbelelemente. Unser Ziel ist es, den Möbelmarkt zu verändern“, betont Johan Hallin, Key Account Manager Europa von VÄLINGE. „Mit Threespine braucht der Kunde beim Möbelaufbau weder Schrauben noch Dübel oder Leim.

Wir verwenden ein flexibles, glasfaserverstärktes Verriegelungselement, das in die Platte integriert ist.“ Beim Montieren biegt sich dieses Kunststoffelement nach innen, zum Beispiel, wenn eine Seitenwand hineingeschoben wird, um sie mit dem Boden zu verbinden. Erreicht die Seitenwand ihre Endposition, biegt sich das Kunststoffelement zurück und die Verbindung steht. „Dank Threespine ist das Möbel stabiler als bei herkömmlichen Verbindungssystemen“, schätzt Mindaugas Zacharenko ein, Project Manager Furniture bei VÄLINGE. „Zugleich profitiert die Optik, weil die Produkte keine sichtbaren Dübellöcher aufweisen. Der größte Vorteil jedoch besteht im schnellen Ergebnis. Auch Laien können die Möbel problemlos zusammenbauen und sofort nutzen. Dabei sind sie bis zu zehnmal schneller als mit herkömmlichen Montagemethoden.“

Genauso unkompliziert wie das Aufbauen gestaltet sich die Demontage des Möbels, zum Beispiel bei einem Umzug. „Dafür gleitet ein Demontageschlüssel in die innere Profilnut und löst so das Kunststoffelement und damit die Verbindung der Möbelteile“, beschreibt Hallin.

… die Maschinen aus Deutschland

Während die Idee für Threespine aus Schweden stammt, kommt die Fertigungstechnik zum Gutteil aus Deutschland. Schon lange arbeiten VÄLINGE und HOMAG bei der Produktion von Parkett- und Laminatböden mit Klick-System zusammen.

Nun also auch bei Klick-Möbeln. Hier lässt sich Threespine mit flexiblen Fertigungssystemen für ein breites Spektrum von Anwendern, Produktionskonzepten und Möbelsystemen skalieren: vom Massenproduzenten über den Familienbetrieb mit kleinen Serien bis zum Losgröße-1-Fertiger. Der einzige Bearbeitungsschritt, der bei einer Threespine-Produktion hinzukommt, besteht im Nutenfräsen der Profile und dem Einfügen der Kunststoffelemente. „Je nach Produktionsumfang können wir dafür Maschinen mit unterschiedlichem Durchsatz und Automationsgrad zum Einsatz bringen“, betont Fabian Kalmbach, Anwendungstechniker bei der HOMAG Group. „Wird eine neue Fertigungslinie in Betrieb genommen, ist keine zusätzliche Maschine erforderlich, weil das nötige Aggregat schon in den neuen Kantenanleimmaschinen integriert ist.“

Einsatz finden ein- oder zweiseitige Format-Maschinen, die kompakt und robust ausgeführt sind und mit eng aufeinander abgestimmten Aggregaten für eine hohe Leistung und Präzision sorgen. So ist zum Beispiel der Doppelendprofiler TENONTEQ D-500 mit leistungsstarken Füge- und Nutfräsaggregaten sowie einem sogenannten Inserter bestückt, der die Kunststofffedern in die Nuten einbringt. Mit dem TENONTEQ D-500 lassen sich Möbelteile wie Böden, Oberteile, Seiten- oder Rückwände profilieren und nuten, mit Ausklinkungen versehen sowie die Federn einbringen, die per Verriegeln für die hohe Stabilität sorgen.

Geeignet für Unternehmen jeder Größe

Einer der aktuellen Anwender der Threespine-Technologie ist die schwedische Firma TNC Components. „Wir wollten etwas Neues auf den Markt bringen. Zum Beispiel für den Küchenbereich, wo sich in den letzten Jahren nicht viel verändert hat“, sagt Jarkko Ala-Kanto, CEO bei TNC Nordic Oy, der Muttergesellschaft von TNC Components. „Nachdem wir neue Maschinen installiert und Bestandsmaschinen angepasst haben, produzieren wir heute Klick-Möbel hauptsächlich in Serie.“ Zacharenko, der als Projektmanager für TNC zuständig war, konkretisiert: „Für diese Serienfertigung haben wir einen Doppelendprofiler und eine Profilieranlage für dünne Rückwände zum Einsatz gebracht. Hinzu kam die Anpassung eines Bearbeitungszentrums für die Musterfertigung, die mit dem Werkzeugsatz für das Profilieren allerdings sehr einfach umzusetzen war.“

Als Technologie, die sich vergleichsweise einfach installieren lässt, ist Threespine für kleinere wie größere Produzenten gleichermaßen geeignet – auch als Ergänzung zu vorhandenen Verbindungstechniken. „Um Threespine in eine Produktionsumgebung zu integrieren, muss die Fertigung aber individuell betrachtet werden“, betont Kalmbach. „Man muss jeden Einzelfall in Bezug auf Stückzahlen und Art der Teile genau bewerten. Zugleich sollte der Anwender mit VÄLINGE besprechen, welche Art von Lizenz günstig für ihn ist. Dann prüfen wir, ob sich eine Einzelmaschine oder eine automatische Produktionslinie eignet und erstellen ein entsprechendes Angebot.“

TNC Components begann vor rund 70 Jahren mit der Möbelproduktion. Vor 20 Jahren richtete sich das Unternehmen vermehrt auf Flat Packs aus, um dann vor etwa 10 Jahren mit der Montage im Werk zu beginnen und fertige Produkte an Kunden auszuliefern. „Durch die Klick-Möbel können wir jetzt wieder zurückgehen zur Flat-Pack-Produktion“, unterstreicht Ala-Kanto. „Der Platzbedarf bei großen Projektene ist damit geringer, die Logistik einfacher, und wir haben weniger Schäden.“ Bei der erforderlichen Änderung der Produktionslinien hätten VÄLINGE und HOMAG sein Unternehmen umfassend unterstützt. Heute werden mit der Klick-Technologie vor allem Korpusse produziert, angefangen bei Küchen- bis zu Bad-, Schiebetüren- und Kleiderschränken. Denn die nachhaltigsten Effekte, so Ala-Kanto, würden sich bei großen Teilen ergeben.

Einfach einfach

Richtet man den Blick auf den Endkunden und die Vertriebsgleise, über die er sein Möbel bekommt, lassen sich auch hier Veränderungen feststellen. „Es tun sich neue Wege auf“, beobachtet Hallin. „Begleitet von einem anderen Einkaufsverhalten, das auch den Prozess der Möbelmontage beschleunigen wird.“ Burger teilt diese Ansicht und ergänzt: „Auf den Vertriebswegen, die sich aktuell wandeln, können Produzenten ihre Klick-Produkte in unterschiedlichen Ausführungen und Märkten verkaufen. Flat Packs werden in Zukunft natürlich der größte Markt sein. Aber auch Möbel, die individuell produziert werden, sind ein attraktives Marktsegment.“ Klick-Möbel seien letztlich für jede Gruppe von Endverbrauchern interessant, besonders für jüngere Leute, so Burger weiter: „Junge Leute wechseln oft ihren Wohnort, was ihnen durch das schnelle Demontieren und Wiederaufbauen ihrer Möbel erleichtert wird. Sie sind einfach rasch wieder zu Hause.“

Interessant seien die Klick-Möbel zudem für ältere Menschen, zum Beispiel dort, wo die Wohnsituation eine individuelle Lösung erfordert. Aber auch ohne solche Konstellationen gewinnen Klick-Möbel dank ihrer Praktikabilität und hohen Gebrauchseigenschaften wachsende Akzeptanz. Zudem planen Kunden ihre Möbel mit Online-Tools der Produzenten zunehmend selbst. „Begleitet wird all dies vom verstärkten Interesse der Einzelhändler, der vom schnell wachsenden E-Commerce-Bereich und Omni-Channel-Vertrieb profitiert“, so Hallin. „Nicht zuletzt verändert sich das Einkaufsverhalten, weil der Gesamtprozess immer wichtiger wird: Hat man etwas einfach bestellt und bekommt es einfach geliefert, hat man die Erwartung, dass auch der Zusammenbau einfach ist.“

Gefragt ist der Anwender

Für Early Adopter der Threespine-Technologie muss es das Ziel sein, ihre Produkte mit einem leistungsfähigen Shop einzuführen, neue wie auch Bestandskunden anzusprechen und mit ihrem Angebot einen großen Marktanteil zu erreichen.

Vor allem Hersteller von Mitnahmemöbeln aller Art, aber auch Objekt- und Messebauer, können von der Lösung profitieren. Davon, dass Threespine zugleich bei der fachmännischen Montage eine Rolle spielen wird, ist Zacharenko fest überzeugt: „Wir haben Projekte mit Unternehmen, die große Vorteile beim Transport und der Montage sehen. Sie bewerten Flat-Pack-Möbel in ihren Gebrauchseigenschaften als gleichwertig zu vormontierten Produkten.“

„Fragt man nach den Regionen, die Potenzial für die Klick-Technologie bieten, ist natürlich der erste Gedanke Europa. Schließlich haben hier die meisten Produzenten ihren Sitz“, stellt Burger heraus. „Darüber hinaus sehe ich das größte Potenzial im asiatischen Markt. Nicht nur aufgrund der hohen Bevölkerungszahl, sondern auch, weil sich Möbel dort schnell ändern.“ Eingebettet in solche regionalen Entwicklungen sind eben auch demografische Faktoren.

„Die jüngere Generation hat eher die Einstellung ,Klick & meet‘“, unterstreicht Hallin nochmals. „Sie will das Wochenende nicht damit verbringen, umständlich ein Möbelstück aufzubauen.“ Hinter der praktischen Alternative, die VÄLINGE und HOMAG anbieten, steht eine ausgereifte Technologie. „Diese Technologie wollen wir gemeinsam immer breiter anwendbar und so das Leben für Produzenten und Nutzer einfacher machen“, betont Zacharenko. „Alles ist bereit. Jetzt ist der Anwender gefragt.“

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