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Mehrgeschossbau in Holz von Socopa

Fit für die neue Norm

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06.07.2022   |   Vagney   |   Frankreich

  • Das Hauptgeschäft von SOCOPA liegt im Bau von öffentlichen und gewerblichen Gebäuden.
  • 2021 modernisierte und erweiterte SOCOPA die bestehende Produktionslinie.
  • SOCOPA produziert mit einer Fertigungslinie, bestehend aus einer Riegelwerkstation, zwei Multifunktionsbrücken und mehreren Arbeitstischen.

Eine 2022 in Kraft tretende Verordnung wird den Bausektor in Frankreich tiefgreifend verändern, schreibt sie doch für öffentliche Projekte einen hohen Anteil an natürlichen Baustoffen sowie bessere Dämmstandards und eine nachhaltige Heiztechnik für alle Neubauten vor. Für die SOCOPA im Département Vosges waren die verschärften technischen Anforderungen einer der Gründe dafür, ihre in die Jahre gekommene Fertigungslinie teilweise zu modernisieren. 1962 gegründet und schon etwa sechs Jahre später in den Bau von Holzhäusern eingestiegen, gehört die SOCOPA in Vagney heute mit 30 Mio. Umsatz zu den größten Holzbauunternehmen in Frankreich. Mit Stammsitz am Fuß der Vogesen liefert sie Holzgebäude in den Nordosten des Landes und bedient dabei etliche urbane Zentren wie Lion, Grenoble, Strasbourg, Lille und Paris. Die Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens umfassen den Bau von öffentlichen und gewerblichen Gebäuden wie Altenheime, Schulen, Sozialwohnungen, Gebäude für Freizeitaktivitäten, Bürogebäude, Mediatheken, Ärzte und Krankenhäuser, touristische Gebäude etc. Außerdem baut man in Vagney Einfamilienhäuser, die teils als individuelle Planung, teils in Form von größeren, standardisierten Wohnsiedlungen realisiert werden, und bietet gedämmte Holzfassaden für den Neubau und die Sanierung an. Zielgruppe des Unternehmens sind private, öffentliche oder gewerbliche Bauherren, wobei der Bau von Einfamilienhäusern etwa ein Drittel des Umsatzes ausmacht, während auf den Wohnungs- und Gewerbebau für öffentliche und gewerbliche Auftraggeber etwa zwei Drittel entfallen.

Gegenläufige Entwicklungen in den Geschäftsbereichen

Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielte die Réglementation environnementale 2020 (RE 2020), ein neues Nachhaltigkeitsgesetz, das die steigende Sensibilität von Staat und Gesellschaft für den Umweltschutz wiederspiegelt: Sein Grundgedanke entstand bei der Planung des Olympischen Dorfs in Paris: Dort sollen die teilweise über acht Stockwerke hohen Gebäude für die Spiele 2024 komplett aus Holz gebaut werden, was den Gedanken nahelegte, den Holzbau im Land insgesamt weiter voranzutreiben. Dementsprechend verordnet die RE 2020, dass ab 2022 alle öffentlichen Neubauten zu mindestens 50 Prozent aus Holz oder anderen natürlichen Materialien bestehen sollen. Parallel schreibt das Gesetz, das zur Verringerung des CO2-Abdrucks des Landes beitragen soll, Verbesserungen bei der Dämmung und Heizung für alle Neubauprojekte vor. Diesbezüglich bringt es eine Verschärfung der Réglementation thermique 2020 (RT 2020), die bereits 2012 den Plusenergiestandard für Neubauten ab 2020 festschrieb. Die noch nicht genau definierten technischen Vorgaben der RE 2020, sowie ein absehbarer Kostenanstieg wegen des höheren Energiestandards und der daraus resultierende Anstieg der Baukosten führte bei privaten Bauherren zu einer zunehmenden Kaufzurückhaltung – umso mehr, als sich parallel dazu auch die Konditionen für die Eigenheimfinanzierung verschlechterten. Walter Mignot, technischer Leiter bei der SOCOPA, bilanziert deshalb für die letzten beiden Jahre einen Rückgang von 50 Prozent bei den privaten Einfamilienhäusern: „Wir haben hier in erster Linie die Kunden für kostengünstige Einsteigerhäuser verloren – also zum Beispiel die jungen Familien. Die Kunden, die noch auf uns zukommen, sind heute in der Regel finanziell sehr gut ausgestattet und interessieren sich für Häuser im oberen Segment.“ Im Gegenzug ist die Nachfrage nach Wohnanlagen geradezu explodiert. Walter Mignot: „In Frankreich gibt es viele Gruppen, die im großen Maßstab Wohnimmobilien bauen und vermieten – unter anderem in Form von Sozialwohnungen. Auch hier haben wir natürlich Preise, die alles andere als günstig sind, aber die Mechanismen sind nicht dieselben. Zum einen sind die Bauherren in diesem Bereich öffentliche oder private Träger, die gut mit Kapital ausgestattet sind. Zum anderen gibt es bei dieser Klientel eine Tendenz, dem allgemeinen gesellschaftlichen Trend folgend zu CO2-Reduktion beizutragen, und als reinen Volumeneffekt den Wunsch, die Verluste aus der Corona-Phase wieder auszugleichen. Daraus resultiert eine derart hohe Nachfrage nach Holzhäusern, dass wir sie kaum befriedigen können. Dies auch deshalb, weil wir wegen Corona und Preiserhöhungen nicht so schnell wachsen konnten, wie wir wollten.“

Neue Norm bedingt höhere Wandelemente

Dennoch ging es für die SOCOPA nicht in erster Linie um eine Kapazitätssteigerung, als man in Vagney 2021 in eine neue WALLTEQ M-120, eine Riegelwerkstation FRAMETEQ F-300 und drei neue Arbeitstische investierte. Schließlich war man technisch bereits sehr gut aufgestellt, hatte man doch schon 1990 eine WEINMANN Multifunktionsbrücke mit Montagetisch in Betrieb genommen, diese in den Folgejahren durch eine Abbundanlage ergänzt und zügig zu einer Fertigungslinie mit mehreren Tischen ausgebaut. Dies schon damals mit Blick auf Bauherren im gewerblichen und öffentlichen Bereich: „Ein Geschäftsfeld, dass wir damals durch die Investition in eine automatisierte Fertigung für uns erschlossen haben“, erläutert Walter Mignot: „Wir haben dort teilweise Märkte mit hohem Termindruck, so dass man die Aufträge manuell nicht in der gewünschten Zeit abwickeln kann. Außerdem ist dies ein Bereich, in dem man mit einer automatisierten Fertigungslinie – etwa bei großen Wohnsiedlungen mit vielen baugleichen Häusern – durch eine hohe Standardisierung besonders gut verdienen kann.“ 2021 modernisierte man die bestehende Linie zum einen, weil sie schlicht in die Jahre gekommen war. Zum anderen wollte man durch weitere Automatisierungsschritte die Ergonomie am Arbeitsplatz erhöhen – vor allem bei der Fertigung des Riegelwerks. Dies nicht nur, um den Mitarbeitern ihre Arbeit zu erleichtern, sondern auch, um angesichts der auch in Frankreich grassierenden Personalknappheit attraktive Arbeitsplätze bieten zu können. In puncto Kapazität war die gut 20 Jahre alte Fertigungslinie durchaus noch konkurrenzfähig, auch wenn die Software nicht auf dem neuesten Stand war und Fertigungstoleranzen durch die lange Einsatzzeit entstanden sind. Wegen der höheren Anforderungen durch die RE 2020 trat allerdings noch ein prinzipielles Problem auf: „Die RE 2020 schreibt mehr Dämmung und damit auch größere Wandstärken vor. Zusätzlich müssen auch die Wandhöhen steigen, weil im Schwellen- und Deckenbereich ebenfalls mehr gedämmt werden muss“ erklärt Walter Mignot. „Die Nachfrage nach höheren Wänden wird also künftig steigen, aber diese Dimensionen konnten wir auf der alten Anlage nicht produzieren. Da über kurz oder lang ohnehin eine Modernisierung anstand, bot es sich also an, die Technik noch vor Inkrafttreten der neuen Norm auszutauschen.“

Sicherheit und Vertrauen gaben den Ausschlag

Da man in Vagney mit der ersten Fertigungslinie von WEINMANN sehr gute Erfahrungen gemacht hatte, holte man auch vor diesem Modernisierungsschritt ein Angebot aus Lonsingen ein. Daneben sah man sich auch bei anderen Anbietern um: „Auch sie hatten interessante Angebote, aber am Ende zählte für uns die Erfahrung der WEINMANN Holzbausystemtechnik, die schon seit vielen Jahren als professioneller Anbieter von automatisierten Fertigungslinien für den Holzbau auf dem Markt gilt“, rekapituliert Walter Mignot. „Bei einer derart tiefgreifenden Neustrukturierung ging es uns in erster Linie um Sicherheit und das Vertrauen in einen bewährten Anbieter.“ Ein Vertrauen, dass sich am Ende bewährte, auch wenn es bei der Auslieferung der neuen Technik wegen der coronabedingten Materialengpässe des letzten Jahres zu Verzögerungen kam und die Linie später als geplant montiert werden konnte. „WEINMANN unterstützte uns in dieser Phase mit Leihmaschinen, so dass wir keinen Produktionsstillstand hatten“, erinnert sich Walter Mignot. Seit Inbetriebnahme der neuen Linie im Oktober 2021 fertigt man in Vagney Wandelemente, die mit einer Höhe von bis zu 350 cm schon mit der RE 2020 konform sind – auch wenn deren genaue Vorgaben vermutlich erst im Januar 2022 durch eine konkrete technische Vorschrift spezifiziert sein werden. Bis dahin arbeitet man weiterhin mit einer Gefachdämmung von 150 mm, einer Außendämmung von 60 mm und einer Innendämmung von 50 mm, womit man leicht über dem Durchschnittsniveau der französischen Wettbewerber liegt. Ob sich die Erwartungen in die neue Technik erfüllt haben? „In punkto Ergonomie absolut, in puncto Kapazität und Produktivität werden wir ebenfalls eine Steigerung sehen, wenn sich alle Arbeitsabläufe eingespielt haben. Probleme mit der alten Software gehören der Vergangenheit an, und die Fehlerquote bei den Bauteilen ist gesunken – nicht weil die alten Maschinen schlechter waren, sondern weil verschleißbedingte Toleranzen der Vergangenheit angehören“, zieht Walter Mignot Bilanz.

Langfristige Tendenz zum schlüsselfertigen Bauen

Letzteres ist vor allem im gewerblichen und kommunalen Bereich von Bedeutung, wo besonderer Wert auf höchste Qualität gelegt wird. Dass man auf der neuen Anlage auch etwas schneller produzieren kann, interessiert allerdings nur die gewerbliche Klientel: „Hier legt man Wert auf eine kurze Bauzeit, die für eine höhere Kapitalrendite sorgt. Es gibt auch eine starke Tendenz zum schlüsselfertigen Bauen, das bei den individuellen Einfamilienhäusern praktisch schon Standard ist. Öffentlichen Auftraggebern hingegen liefert die SOCOPA in der Regel die fertige Haushülle mit Wandelementen, die geschlossen, mit Fenstern ausgestattet und verputzt sind. Die Bauzeit steht hier weniger im Fokus, weil die Ansprechpartner in diesem Bereich noch in traditionellen Arbeitsabläufen denken, die von konventionellen Bauweisen abgeleitet sind. „Deshalb können diese Kunden nicht von den Vorteilen der Vorfertigung profitieren und verlieren bei ihren Projekten unnötig viel Zeit“, bedauert Walter Mignot. Um dies zu verhindern, müssten sie sich im Vorfeld des Projekts im Zuge einer kompletten Werkplanung engagieren: „Statt von fertigen Wänden auszugehen, in die man Löcher für die Installation fräst, müssten sie die «Löcher» schon vor Baubeginn mitdenken.“ – Man kann davon ausgehen, dass sich diese Einstellung infolge der staatlichen Forcierung des Holzbaus durch die RE 2020 allmählich ändern wird.

Text: Dr. Joachim Mohr

„Am Ende zählte für uns die Erfahrung der WEINMANN Holzbausystemtechnik, die schon seit vielen Jahren als professioneller Anbieter von automatisierten Fertigungslinien für den Holzbau auf dem Markt gilt.“

Walter Mignot, technischer Leiter bei der SOCOPA

SOCOPA

Das Unternehmen SOCOPA mit Sitz in Vagney gehört mit 30 Mio. Euro Umsatz zu den größten Holzbauunternehmen in Frankreich. Es wurde 1962 gegründet und stieg schon sechs Jahre später in den Bau von Holzhäusern ein. Die Hauptgeschäftsfelder des Unternehmens umfassen den Bau von öffentlichen und gewerblichen Gebäuden wie Altenheime, Schulen, Sozialwohnungen, Gebäude für Freizeitaktivitäten, Bürogebäude, Mediatheken, Ärzte- und Krankenhäuser, touristische Gebäude etc. Außerdem werden Einfamilienhäuser gefertigt.

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